Getreidemärkte EU-Weizen in den USA gefragt

Die USA schielen auf EU-Weizen. Winterweizenbestände historisch schlecht. Mais auf der Suche nach Impulsen. Brasilien vor möglichem Maisexportboom.

Weizen: Am Dienstag verabschiedeten sich die US-Weizenmärkte einmal mehr mit roten Vorzeichen aus dem Handel. An der Chicago Board of Trade (CBoT) verlor der Frontmonat Dezember 7,75 US-Cent/Bushel auf 791,50 US-Cent/Bushel (umgerechnet 282,55 €/t). Der führende Hard-Red-Kontrakt an der Börse in Kansas gab um 8,75 US-Cent/Bushel auf 925,50 US-Cent/Bushel nach. Bei den Spring-Wheat-Kontrakten an der Börse in Minneapolis notierte der Dezember 2,00 US-Cent/Bushel im Minus bei 946,00 US-Cent/Bushel.

Wie bereits zum Ende der Vorwoche kamen auf dem Handelsparket erneut Gerüchte auf, große US-Weizenabnehmer würden sich derzeit lieber innerhalb der EU als auf dem Heimatmarkt mit Ware eindecken. Demnach sollen insbesondere Erzeugnisse aus Deutschland und Polen im Fokus der Verbraucher stehen. Laut Marktbeobachtern verwies ein Händler, der anonym bleiben wollte, in diesem Zusammenhang konkret auf eine Getreidemühle aus Florida, die vorhabe, EU-Weizen zu importieren. Zusätzliche Verunsicherung brachten Medienberichte über einen möglicherweise bevorstehenden Eisenbahnerstreik in den ohnehin angespannten Handel. So stimmte die größte Eisenbahngewerkschaft des Landes gegen einen im September erzielten vorläufigen Vertragsabschluss und drohte überdies mit der Einstellung des Schienenverkehrs. Im frühen Handel starteten die Notierungen zunächst einen weiteren erfolglosen Erholungsversuch. Sie reagierten damit auf den wöchentlichen Bestands- und Erntereport des US-Agrarministeriums (USDA) vom Montagabend. Das Ministerium bewertete, wie in der Vorwoche, lediglich 32 Prozent der US-Winterweizenbestände mit „good to excellent“. Seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1986 gab es zu diesem Zeitpunkt des Jahres keine schlechtere Bewertung.

An der Euronext in Paris blieben die Weizenkontrakte am Dienstag ihrem Aufwärtstrend treu. Der meistgehandelte März gewann 0,50 €/t auf 322,25 €/t. Die Notierungen profitierten in erster Linie von der regen Exportnachfrage nach EU-Weizen. Neben den USA setzt insbesondere China derzeit auf Erzeugnisse aus der Staatengemeinschaft, genauer gesagt aus Frankreich.

Mais: Die US-Maiskontrakte gerieten am Dienstag erneut unter Abgabedruck. Der Frontmonat Dezember notierte an der CBoT 2,75 US-Cent/Bushel im Minus bei 656,75 US-Cent/Bushel (umgerechnet 251,19 €/t).

Einerseits lasteten die schwachen Weizenvorgaben auf den Notierungen. Andererseits schauen die Händler weiterhin besorgt auf die steigenden Corona-Zahlen in China. Sie befürchten in diesem Zusammenhang ein spürbar nachlassendes Exportgeschäft. Ferner verwiesen Marktbeobachter auf die gegenwärtig dünne Nachrichtenlage im Maissektor, sodass es insgesamt an richtungsweisenden Impulsen mangelt.

Laut dem wöchentlichen Ernte- und Bestandsreport des USDA vom Montagabend ist die Maisernte inzwischen nahezu abgeschlossen. Bis zum vergangenen Sonntag wurden demnach 96 Prozent der Bestände eingebracht, ein Plus von drei Prozentpunkten gegenüber der Vorwoche. Das Fünfjahresmittel beträgt 90 Prozent.

Wie die brasilianische Vereinigung der Getreideexporteure Anec am Dienstag in einer Mitteilung erklärte, könnte dem Land im kommenden Jahr 2023 ein regelrechter Maisexportboom bevorstehen. Die Rede ist von einem Gesamtexportvolumen zwischen 40 Mio. und 50 Mio. t Mais. Verantwortlich dafür sei ein unlängst geändertes Handelsabkommen mit China. So könnten sich allein die Ausfuhren ins Reich der Mitte auf bis zu 5 Mio. t summieren. Damit würde Brasilien zu den USA als Top-Maislieferant für China aufschließen.

An der Euronext in Paris gaben die Maiskontrakte am Dienstag leicht nach. Der meistgehandelte März verlor 0,75 €/t auf 306,00 €/t. Euro: Nach der jüngsten Konsolidierungsphase fing sich der Euro am Dienstag etwas. Im späten Handel in Frankfurt notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0302 US-$. Die EZB setzte den Referenzkurs zuvor bei 1,0274 US-$ fest. Heute Morgen am Mittwoch steht der Euro zur Stunde bei 1,0326 US-$. (Quelle: agrarzeitung)