Keine direkte Schuldzuweisung gegenüber Russland aus Polen und den USA. EU fährt Weizen-Exporte hoch. Euro weiter auf Erholungskurs.
Weizen: An den US-Börsen sind die Weizennotierungen zunächst mit Verlusten in den Handel gestartet. Nachrichten aus Polen, wo am Dienstag nach offiziellen Angaben der polnischen Behörden ein „Geschoss aus russischer Produktion“ in der Nähe eines Getreidesilos eingeschlagen ist und zwei Menschen getötet hat, sorgten jedoch für eine Rally vor dem Börsenschluss. Der Dezember-Termin an der Chicago Board of Trade (CBoT) beendete den Tag 9,75 US-Cent/bushel im Plus bei 828,25 US-Cent/bushel (293,17 €/t). Der in Kansas gehandelte Hard-Red-Winterweizen legte 6,75 auf 963,00 US-Cent/bushel zu. Größter Tagesgewinner war wie bereits am Montag der Sommerweizen an der Börse in Minneapolis mit einem Plus von 11,00 auf 974,00 US-Cent/bushel.
Was sich genau in Polen ereignet hat, ist unterdessen noch unklar, da die polnischen Behörden bislang keine Angaben über den Typ der Rakete und den mutmaßlichen Startort gemacht haben. Russland hatte gestern wiederholt einen massiven Raketenschlag gegen die ukrainische Energieinfrastruktur unternommen. Als wahrscheinlich werden in Expertenkreisen derzeit drei Versionen betrachtet, demnach es sich entweder um eine fehlgeleitete russische Rakete, eine ebenfalls fehlgeleitete ukrainische Luftabwehr-Rakete oder eine abgeschossene russische Rakete handeln könnte. US-Offizielle reagierten bislang ebenfalls zurückhaltend und hatten Russland nicht direkt des Angriffs beschuldigt. Einem Agenturbericht zufolge gehen die USA derzeit davon aus, dass es sich um eine ukrainische Luftabwehr-Rakete handeln könne. Im elektronischen Handel haben die Weizen-Futures später wieder nachgegeben. Zuletzt notierte der Dezember bei 813,75 US-Cent/bushel, ein Minus von 14,50 US-Cent/bushel. Der Zwischenfall hatte am Dienstag die Hoffnung auf eine Verlängerung des ukrainischen Export-Korridors durch Russland überschattet. Moskau hatte zuletzt signalisiert, einer Verlängerung nicht im Wege stehen zu wollen. Dies hatte die Preise ursprünglich unter Druck gesetzt.
So hat der Dezember-Weizen an der Euronext in Paris, wo der Handel bereits vor dem Zwischenfall in Polen beendet war, 4,50 auf 319,50 €/t nachgegeben.
Die EU hat nach Angaben der EU-Kommission in der vergangenen Woche rund 830.000 t Weizen exportiert. Damit steht der Exportzähler in der Saison 2022/23 aktuell bei 13,35 Mio. t oder rund 9,5 Prozent höher als zum gleichen Zeitpunkt 2021.
Mais: Auch die Mais-Notierungen haben am Dienstag zugelegt. Der Dezember-Termin an der CBoT gewann 9,5 auf 666,75 US-Cent/bushel (252,85 €/t).
Gestützt wurden sie durch steigende Preise für Weizen und Rohöl sowie positive Nachrichten von der Exportfront. Das US-Agrarministerium (USDA) meldete am Dienstag den Verkauf von 230.000 t Mais an Abnehmer aus Mexiko.
Das Analysehaus IHS Markit hat eine Prognose für die Mais-Aussaat im kommenden Frühjahr erstellt. Demnach könnte die Mais-Fläche in den USA auf 91,96 Mio. Acre gegenüber 88,6 Mio. Acre in diesem Jahr wachsen, sollte die Prognose realisiert werden.
An der Euronext in Paris ist der März-Termin am Dienstag um 6,25 auf 311,50 €/t gesunken.
Euro: Der Euro hat am Dienstag weiter zugelegt und stieg im Tagesverlauf auf einen Höchststand von 1,0438 US-$. Die europäische Gemeinschaftswährung profitiert aktuell weiterhin von den höheren Zinserwarteungen in der Eurozone. In den USA erwarten Analysten von den Währungshütern hingegen zurückhaltendere Erhöhungen. Am Abend profitierte der US-Dollar von der Unruhe angesichts eines möglichen russischen Raketenangriffs. Heute Morgen drehte der Euro jedoch wieder ins Plus und notierte zuletzt bei 1,0367 US-$.(Quelle: agrarzeitung)