Die Landwirte in Deutschland haben den Anbau zur Ernte 2023 spürbar ausgedehnt. Es gibt wieder ein Plus zum Vorjahr.
Die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (Ufop) beziffert die Aussaatfläche in ihrer ersten Schätzung auf 1,10 bis 1,13 Mio. ha. Damit würde das Anbauareal ein weiteres Mal die vorherige Erntefläche übertreffen, und zwar um rund 50.000 ha. Die Rapsfeldbestände präsentieren sich laut Ufop derzeit überwiegend in einem guten und der Jahreszeit angemessen entwickelten Zustand.
Nach Einschätzung der Förderunion dürfte der scharfe Anstieg der Rapserzeugerpreise im Frühjahr und Sommer nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine viele Landwirte dazu bewogen haben, den Anbau der Ölfrucht auszuweiten. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass die bis Ende August in vielen Regionen herrschende Dürre in Deutschland dazu geführt habe, dass nicht alle Aussaatplanungen realisiert worden seien. Positiv auf die Motivation zur Anbauausdehnung dürften sich der Ufop zufolge sicherlich auch die Rapserträge 2022 ausgewirkt haben. Diese seien angesichts von Trockenheit und Hitzewellen ab Juni im Bundesmittel mit 39,6 dt/ha in Kombination mit hohen bis sehr hohen Ölgehalten deutlich besser ausgefallen als erwartet. Der scharfe Anstieg der Preise für Rapssaat ab Frühjahr sei von ebenfalls stark steigenden Weizenpreisen begleitet worden. Im Zuge der Freigabe des Stoppelweizenanbaus zur Ernte 2023 habe jedoch eine weitere ökonomisch interessante Winterung ohne Einschränkungen zur Verfügung gestanden. In der Folge sei ab August keine deutlich größere Zugwirkung auf die Rapsfläche mehr zustande gekommen.
Anlässlich der Vorstellung der Aussaatschätzung mahnte der Ufop-Vorsitzende Detlef Kurreck zu einer sachgerechten Ausgestaltung der Nationalen Biomassestrategie. Dazu verwies er auf die Bedeutung der in den vergangenen Jahrzehnten entwickelten Wertschöpfungsketten, beispielsweise in der Biokraftstoffproduktion und deren unverzichtbaren Beitrag zur Treibhausgasminderung. Die klimatischen Veränderungen der vergangenen Jahre hätten den deutschen und europäischen Ackerbau einem Stresstest unterzogen, stellte Kurreck fest. An der Notwendigkeit, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, bestehe daher überhaupt kein Zweifel.
Die Landwirtschaft sei aber an den heimischen Standort gebunden und könne steigenden Energiekosten und Klimaschutzauflagen nicht wie andere Wirtschaftszweige durch eine Standortverlagerung entgehen, so Kurreck weiter. Aus diesem Grund habe die Ufop bereits viele Studien und Projekte auf den Weg gebracht, um die landwirtschaftliche Produktion zu optimieren. Gerade in der aktuellen Situation, in der die Ernährungs- und die Energiesicherheit noch einmal stärker in den Fokus gerückt sei, gelte es, das Klimaschutzpotenzial der Landwirtschaft auch im Sinne einer zusätzlichen Wertschöpfung im Dialog zu entwickeln. Hier komme der Nationalen Biomassestrategie eine große Bedeutung zu. (Quelle: AgE)