Eine Solaranlage produziert am meisten Strom, wenn die Panele nach Süden ausgerichtet sind. Doch auch Dächer mit Ost- oder Westblick versprechen Ertrag.
Viele Dächer eignen sich für die Installation von Solarpanelen. Wenn die Flächen aber nicht wenigstens halbwegs nach Süden zeigen, fragen sich Immobilienbesitzer womöglich, ob sich das Ganze rechnet. Ein Beispiel aus dem österreichischen Salzkammergut zeigt, dass es gleichwohl sinnvoll ist, auch weniger perfekte Dachflächen zu nutzen. Im konkreten Fall kommt noch hinzu, dass die Panele durch eine Hanglage im Winter komplett verschattet, sind und so besonders wenig Ertrag liefern. Trotzdem erzielte die Anlage, die auf einen hohen Eigenverbrauch ausgelegt ist, im vergangenen Jahr einen Überschuss.
„Volleinspeisung war nie das Ziel“, sagt der Besitzer Stefan Wolfsgruber aus Traunkirchen im Salzkammergut, circa 80 km östlich von Salzburg. Die Familie besitzt 38 Fleckvieh-Rinder, darunter 26 Milchkühe, die den Sommer bis auf die Melkzeiten draußen verbringen. Die Bio-Milch wird von der Gmundener Molkerei abgeholt und vermarktet. Hinzu kommen ungefähr 100 Legehennen, deren Eier direkt ab Hof über einen Eierkühlschrank verkauft werden. Die Wolfsgruber vermieten außerdem fünf Ferienwohnungen für den Urlaub auf dem Bauernhof.
Drei Himmelsrichtungen Das Besondere an ihrer PV-Anlage ist, dass die Module nicht nur auf zwei südlich ausgerichteten Dachflächen installiert wurden, sondern auch je einmal auf solchen, die eine westliche und östliche Ausrichtung haben (siehe Tabelle). Die insgesamt 120 Module mit jeweils 345 Watt kommen damit auf eine installierte Leistung von 41,4 kWp. Im Einsatz sind außerdem drei Wechselrichter mit einer Gesamtleistung von 30 kW, deren Messsignal auch die Überschussdetektion am Netzanschlusspunkt übernimmt und somit die Installation eines Hausanschlusskastens überflüssig machte. Mehr Ertrag als benötigt
Trotz der Verschattung im Winter produzierte die Anlage im vergangenen Jahr knapp 38,5 MWh Strom, wovon der Hof 28,6 MWh selbst verbrauchte. Der Rest von 9,9 MWh wurde ins Stromnetz eingespeist. Mit der PV-Anlage wollte die Familie vor allem ihre in die Jahre gekommene Hackschnitzelheizung entlasten. Sie läuft nun nicht mehr rund um die Uhr. Stattdessen wird der 4.000 Liter große Wärmespeicher zunächst mit Solarstrom aufgeheizt, was zwei 9-kW-Heizstäbe erledigen. Die Biomasseheizung ist damit zwar weiterhin ganzjährig in Betrieb, springt an sonnigen Tagen aber erst ab dem späten Nachmittag an. Damit wurde das Ziel erreicht, die Volllaststunden zu reduzieren, den Kessel zu schonen und so die Lebensdauer der Heizung zu verlängern. Da neben den Wohnflächen der Besitzer und den Ferienwohnungen noch zwei weitere Wohngebäude über ein Nahwärmenetz mit Energie für Heizung und Warmwasser versorgt werden, reicht die Elektroleistung von 18 kW alleine nicht aus, wie es vielleicht bei einem Ein- oder Zweifamilienhaus der Fall wäre.
Besondere Genehmigungen für den Aufbau der PV-Anlage und den Umbau der Heizung waren nicht nötig, da zum Zeitpunkt der Installation der Netzzugang und der dazugehörige Vertrag keine großen Hürden darstellten. Auch der Wärmespeicher war technisch bereits auf die Installation der Heizstäbe vorbereitet. Nachteile der Imperfektion
My-PV, der Hersteller der Komponenten für Photovoltaikwärme, erklärt, dass sich durch die unterschiedlichen Orientierungen der Panele etwa 30 Prozent weniger Jahresertrag ergibt, als es bei einer perfekt südorientierten und im Winter unverschatteten Anlage der Fall wäre. Jedoch wurde auch nicht der gesamte Platz auf dem Dach ausgenutzt, sondern die Leistung auf die Bedürfnisse und Wünsche des Betriebs hin optimiert.
Als größtes Problem bezeichnet es Wolfsgruber im Rückblick, überhaupt einen Unternehmer zu finden, der die Anlage montiert, obwohl viel Eigenleistung zum Einsatz kam. Aufgrund der verschiedenen Dacheindeckungen waren unterschiedliche Unterkonstruktionen nötig. Sein Resümee ist aber positiv: „Jeder, der die Möglichkeit hat, eine Photovoltaikanlage auf sein Dach zu montieren, sollte das tun.“ Jeder Landwirt sei heute auch Energiewirt und solle das nutzen, was die Natur biete. (Quelle: agrarzeitung)