vergangenen zwölf Monaten eines Besseren belehrt.
Im Frühjahr 2022 stiegen die bereits hohen Preise in Sphären, die selbst 2008/2009 nicht erlebt wurden, und gipfelten in der Spitze bei rund 1.200 US-$ je Tonne für granuliertes Kaliumchlorid in Brasilien.
Die Gründe für diese Preisexplosion liegen vor allem an einer reduzierten Verfügbarkeit. Hier sind zum einen die erheblichen Einschränkungen bei der Produktion in Belarus infolge der westlichen Sanktionen und des damit verbundenen Wegfalls des Zugangs zum EU-Hafen Klaipeda in Litauen zu nennen. Zum anderen haben auch russische Produzenten infolge des Ukraine-Krieges erhebliche Probleme, im gewohnten Umfang am Weltmarkt teilzunehmen. Marktanalysten gehen von einem Produktionsrückgang in Belarus von bis zu zwei Drittel und in Russland von rund einem Drittel im Kalenderjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr aus.
Panikreaktionen nach russischer Invasion
Aus Sorge um die Kaliverfügbarkeit kam es in der unmittelbaren Folge der russischen Invasion in der Ukraine auf dem Weltmarkt zu einer Panikreaktion mit Hamsterkäufen. Verdeutlicht werden kann dies anhand der brasilianischen Kali-Importe im ersten Halbjahr 2022, welche um 38 Prozent über dem Vorjahreszeitraum lagen – ungeachtet der Rekordpreise und obwohl bereits das Jahr 2021 mengenmäßig auf einem Rekordniveau lag. Trotz der eigenen Kaliproduktion in Westeuropa kann man sich den Entwicklungen auf dem Weltmarkt nicht entziehen, sodass es auch hierzulande zu massiven Preissteigerungen kam – wenn auch nicht so stark wie in Brasilien.
Im zweiten Halbjahr 2022 änderte sich die Marktsituation dahingehend, dass eine deutlich negative Reaktion der Nachfrage auf die hohen Preise stattfand. So lagen die brasilianischen Importe im Zeitraum Januar bis November 2022 sogar 5 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. In diesem Kontext sind auch die Preise zuletzt wieder deutlich gesunken. Die vier größten Märkte zusammen Brasilien, USA, China und Indien haben bis Oktober 2022 rund 8 Prozent weniger Kali importiert als im Vorjahr.
Kaufzurückhaltung insbesondere in Deutschland
In Europa und insbesondere in Deutschland lässt sich seit dem Frühjahr 2022 ebenfalls eine Kaufzurückhaltung beobachten. Die deutschen Inlands-Kalilieferungen lagen im 2. Quartal 2022 über 50 Prozent unter dem starken zweiten Quartal 2021, sodass im Wirtschaftsjahr 2021/22 die Kalimengen um gut 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken sind. Es kam also bereits im letzten Wirtschaftsjahr zu deutlichen Einsparungen bei der Kaligrunddüngung. Auch im dritten Quartal 2022 wurde im Inland rund 45 Prozent weniger Kali im Vergleich zum Vorjahr geliefert. Obwohl für das vierte Quartal, welches grundsätzlich als Voreinlagerungszeitraum für die Frühjahrsanwendung dient, noch keine Zahlen vorliegen, gehen Analysten derzeit von einem insgesamt niedrigen Bestandsniveau beim Handel in Deutschland und in Europa aus.
Der globalen Preiskorrektur im zweiten Halbjahr 2022 folgend, gab es auch hierzulande im Herbst zur neuen Voreinlagerung eine deutliche Preisreduzierung. Dass die europäischen Preise nicht so schnell gefallen sind wie die Preise in einigen Überseemärkten, erklären Experten unter anderem mit dem hohen Marktanteil, den russische und belarussische Produzenten in Europa hatten. Auch in vergangenen Perioden konnte eine deutlich höhere Preisvolatilität in Übersee im Vergleich zu Europa beobachtet werden. So sind die Preise dort im ersten Halbjahr 2022 wesentlich schneller und stärker gestiegen als in Europa. (Quelle: agrarzeitung)