Zucker ist auf dem Weltmarkt teuer – in Europa ist er noch teurer. Hersteller klagen über bis zu 140 Prozent Mehrkosten. Die Folgen zeigen sich jetzt schon in Verhandlungen für das Weihnachtsgeschäft.
Wer süßen will, muss sich mit gesalzenen Preisen abfinden. Im Januar auf Platz zwei der Inflationstreiber: Zucker. 67,5 Prozent mehr als im Vorjahr mussten die Konsumenten im Handel zahlen. Auch die Lebensmittelindustrie ächzt unter den steigenden Kosten für eine ihrer wichtigsten Zutaten. Der Weltmarktpreis für Weißzucker in London lag zuletzt bei 540 €/t, vor der Pandemie 2019 waren es nur rund 300 €. In Europa ist der Anstieg noch deutlicher. Davon profitieren zwar die Zuckerkonzerne, für die deutschen Süßwaren-Hersteller ist der Anstieg jedoch eine bittere Pille. Die Zucker-Preise in Europa liegen aktuell über dem Weltmarkt-Niveau. Zwar sind Rüben- und Rohrzucker von den Herstellern gleichwertig einsetzbar. Doch ein Ausweichen auf Importe ist allein schon wegen der Transportkosten in der Regel keine Option. Nicht zuletzt bremsen die politischen Rahmenbedingungen Importe vom Weltmarkt: Die EU erhebt Importzölle auf Zucker aus vielen Drittländern.
„Selbst wenn der Weltmarktpreis künftig sinkt, kann das Niveau in Europa hoch bleiben“, warnt Carlos Mera, Agrar-Experte der Rabobank. „Die Umsetzung des Verbots eines Pflanzenschutzmittels in Frankreich und ungünstige Wetterbedingungen könnten für schlechtere Zuckerrüben-Ernten in der EU sorgen.“ Trotzdem rechnet Mera damit, dass der Weltmarktpreis in diesem Jahr wieder sinkt. Er verweist auf eine voraussichtlich gute Zuckerrohrernte in Brasilien. Bei Zuckerrüben verzeichnet Marktbeobachter Tobias Bokeloh vom Pflanzenzucht-Spezialisten Strube einen Stimmungswandel zu mehr Anbau. „Das könnte längerfristig die Preise senken“, sagt er. „Gleichzeitig schlagen die hohen Energiekosten bei der Zuckerherstellung voll durch.“
Auch die deutsche Zuckerindustrie sieht noch keine Entspannung auf dem Markt. Die Nachfrage nach Zucker sei nach der Pandemie weltweit angestiegen, sagt Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker. „Auch wenn im weltweiten Zuckeranbau in diesem Jahr erstmals wieder mit einem Überschuss gerechnet wird, sind die Lagerbestände noch gering.“
Für die Zuckerhersteller lohnt sich das Preishoch indes. Südzucker hat jüngst seine Gewinn-Prognose für das laufende Jahr zum zweiten Mal deutlich erhöht: Bei einem Umsatz von 9,5 Mrd. € wird ein Ergebnis vor Steuern (Ebitda) von bis zu 1,04 Mrd. € erwartet. Ein Konzernsprecher verweist auf die vergangenen drei Jahre, in denen das Unternehmen rote Zahlen geschrieben habe. „Wir kommen aus einer Phase sehr geringer Preise“, sagt er. Jetzt sei das Geschäft „wieder auskömmlich“. Bei Nordzucker heißt es in einer Mitteilung: „Die aktuell hohen Zuckerpreise ermöglichen sehr gute Preise für diese Ernte.“ (Quelle: agrarzeitung)