Das Segment Agricultural Solutions hat sich in der BASF-Gruppe im vergangenen Jahr gegen den allgemeinen Trend entwickelt. Im Gesamtjahr stieg der Umsatz des Bereichs um 25,9 Prozent auf knapp 10,3 Mrd. €. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (Ebit) vor Sondereinflüssen lag mit gut 1,2 Mrd. € um 70,6 Prozent höher als 2021. Insgesamt hatte die BASF 2022 ihren Umsatz um 11,1 Prozent auf 87,3 Mrd. € gesteigert, während das Ebit vor Sondereinflüssen um 11,5 Prozent auf fast 6,9 Mrd. € zurückging. Insgesamt musste die BASF weltweit 3,2 Mrd. € zusätzlich für Energiekosten aufwenden. Davon entfielen 84 Prozent auf Europa und damit hauptsächlich auf Ludwigshafen. BASF-Chef Martin Brudermüller sagte, der Hauptstandort habe für 4 Prozent des gesamten deutschen Gasverbrauchs gestanden. Wintershall Dea belastet

Das Beteiligungsergebnis lag bei minus 4,9 Mrd. €, nachdem es 2021 noch plus 207 Mio. € betragen hatte. Grund für den deutlichen Rückgang waren nach Unternehmensangaben Sonderaufwendungen von rund 6,3 Mrd. €, vor allem aus nicht zahlungswirksamen Wertberichtigungen auf die Beteiligung an der Wintershall Dea AG. Diese hätten insbesondere aus der Entkonsolidierung der russischen Explorations- und Produktionsaktivitäten von Wintershall Dea resultiert, in deren Folge die russischen Beteiligungen von Wintershall Dea neu bewertet wurden.

Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel sagte, Wintershall Dea sei in Russland wirtschaftlich enteignet worden und habe dort keine Einflussmöglichkeiten mehr. Das Unternehmen wolle sich deshalb geordnet aus Russland zurückziehen. Aus seinen übrigen, nicht-russischen Geschäften habe Wintershall Dea jedoch eine Dividende von 1 Mrd. € an BASF abgeführt. Gleichwohl wolle BASF ihren Anteil an dem Unternehmen veräußern, um aus dem Öl- und Gasgeschäft auszusteigen.

2.600 Stellen sollen wegfallen Die Prognose für 2023 sieht verhalten aus. Ein Umsatzanstieg wird nicht erwartet, das Ergebnis soll erneut niedriger ausfallen. Auch aufgrund gedämpfter Aussichten bezüglich der Weltkonjunktur verordnet sich der Chemiekonzern für dieses und nächstes Jahr ein Programm zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Davon betroffen sind weltweit 4.200 Mitarbeitende. Daneben wegfallenden Stellen gleichzeitig aber auch neue entstehen, wird netto von 2.600 Stellen weniger gesprochen, darunter rund 700 in Ludwigshafen. Man wolle jedoch möglichst vielen der dort Betroffenen Arbeitsplätze an anderen Standorten anbieten, sagte Brudermüller. Schließung von Anlagen Neben dem Stellenabbau will BASF eine der beiden Ammoniak-Anlagen in Ludwigshafen schließen sowie die Anlage für das Kunststoffvorprodukt TDI und weitere Anlagen für chemische Vorprodukte. Die Produktion von Ammoniak, das etwa für Dünger gebraucht wird, hatte man schon 2022 gedrosselt. Ersatz soll nun von Standorten aus dem Ausland kommen. Ludwigshafen solle sich künftig auf die Versorgung des europäischen Marktes konzentrieren, sagte Brudermüller. Er will Ludwigshafen zum „europaweit führenden emissionsarmen Chemiestandort“ entwickeln, darunter mit Wärmepumpen und CO2-ärmeren Wegen der Dampferzeugung.

Seine Aktivitäten in China will BASF ausbauen. Das Land bekommt in Zukunft mehr Gewicht im globalen Portfolio. Differenzen über diese Strategie sollen Medienberichten zufolge dazu geführt haben, dass Vorständin Saori Dubourg das Unternehmen überraschend zum 28. Februar verlässt. Sie war zuvor als Nachfolgerin für Brudermüller gehandelt worden, dessen Vertrag nur noch bis Frühjahr 2024 läuft. Kritik von Betriebsrat und Gewerkschaft Der BASF-Betriebsrat und die Chemie-Gewerkschaft IG BCE halten das Sparprogramm und den geplanten Stellenabbau für überzogen. „Anlagen abbauen und Stellen streichen ist noch kein Konzept für eine erfolgreiche Zukunft des größten Chemieareals der Welt“, kritisierte der IG-BCE-Chef und BASF-Aufsichtsrat Michael Vassiliadis. Der Standort stehe vor seiner ganz eigenen Zeitenwende. Und diese sollte nur mit mutigen Innovationen und Investitionen gestaltet werden und nicht mit dem Kostenhammer. Die aktuelle Energiepreiskrise dürfe sich nicht zum dauerhaften Standortnachteil entwickeln. Die BASF-Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat forderte: „Wir müssen in Ludwigshafen mehr in grüne Energie, grünen Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft investieren.“ Alle wüssten, dass der entsprechende Umbau des Standorts viel Geld und Kraft kosten werde. Doch im Herzen Europas müsse eine starke Chemieproduktion erhalten bleiben und dafür müsse BASF eine Pionierrolle im Auf- und Ausbau von nachhaltigen Produkten einnehmen. „Nicht in China, USA oder irgendwo auf der Welt, sondern mit gutem Beispiel vorangehen hier an unserem Stammstandort Ludwigshafen.“ mit Material von dpa