Brandenburg hofft nach Fischsterben auf klärende Gespräche mit Polen

Potsdam – Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hofft bei der Suche nach der Ursache für das große Fischsterben in der Oder auf ein Treffen mit der polnischen Seite an diesem Sonntag. Dann tagt in Bad Saarow (Kreis Oder-Spree) der deutsch-polnische Umweltrat.Noch immer ist ungeklärt, woher der hohe Salzgehalt im Fluss kommt. Wissenschaftler sehen ihn im Zusammenspiel mit anderen Faktoren als wesentlichen Grund für das Fischsterben. Europaabgeordnete der Grünen fordern derweil eine bessere Zusammenarbeit mit Polen. Umweltschützer in Deutschland und dem Nachbarland warnten angesichts sinkender Sauerstoffwerte vor einem weiteren Fischsterben in der Oder.

Der nachgewiesene hohe Salzgehalt im Fluss sei laut Wissenschaftlern ein wesentlicher Grund für die Umweltkatastrophe, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer toxischen Algenart, sagte Umweltminister Vogel am Mittwoch in Frankfurt (Oder). Entscheidend sei, dass dieser hohe Salzeintrag künftig nicht mehr auftrete.

«Deswegen müssen wir wissen: Woher kam die Salzfracht. Das kann nur Polen klären», betonte er. Darüber werde man am Sonntag mit der polnischen Seite reden. «Ich denke, dann werden wir einen großen Schritt weiter sein.»

Die polnischen Behörden hätten dem Minister zufolge nach dem internationalen Alarmplan zum Schutz der Oder ihre Beobachtungen zum Fischsterben nach einer festgelegten Meldekette an die deutschen Behörden weitergeben müssen, sagte Vogel. «Das erfolgte aber nicht», hatte er am Dienstag im Umweltausschuss des Landtags dargelegt. Der Grund dafür sei eine Fehleinschätzung der polnischen Behörden gewesen, dass es sich um ein lokales Ereignis gehandelt habe.

Das massenhafte Fischsterben im Grenzfluss Oder wurde auf deutscher Seite am 9. August bekannt. Die Behörden in Deutschland warfen Polen zuletzt vor, zu spät informiert zu haben. Helfer in beiden Ländern haben tonnenweise verendeten Fisch geborgen. Die Suche nach der Ursache gestaltet sich schwierig.

Umweltschützer aus Deutschland und Polen sehen die Oder indes weiter in Gefahr. «Der Zersetzungsprozess von toten Fischen und Weichtieren, die nicht abgefischt werden konnten und auf dem Grund der Oder liegen, hat begonnen», sagte Finn Viehberg vom WWF Deutschland. Damit komme es zu einer weiteren Belastung des Flusses. Denn werde organisches Material wie tote Fische zersetzt, entsteht Ammonium. In dem ohnehin mit starken Salzwerten belasteten Fluss wandelten sich die Ammoniumionen in Ammoniak um, so Viehberg weiter. «Dies ist eine tödliche Falle für jene Fische, die noch leben.»

Infolge des Sauerstoffmangels und der Ammoniakvergiftung beobachten Experten von der Organisation WWF Polen neue tote Fische im unteren Teil der Oder – von Gryfino bis nach Stettin.

Der Verwaltungschef für die Woiwodschaft Westpommern, Zbigniew Bogucki, verweist bereits seit mehreren Tagen auf niedrige Sauerstoffwerte der Oder bei Stettin. Dort seien an sieben Stellen insgesamt 31 Feuerwehrpumpen zur Belüftung des Wassers installiert worden, meldete das Portal Polska Morska.

Nach dem massenhaften Fischsterben ist der Fluss auf deutscher Seite nach Worten des Brandenburger Umweltministers von Kadaver weitestgehend beräumt. Diese Information habe das Ministerium. Für die betroffenen Landkreise an der Oder gebe es allerdings keine Meldepflicht, erklärte Vogel weiter. Sie sorgten dafür, dass die restlichen Fische eingesammelt und beseitigt werden. Weit über 100 Tonnen müssen demnach entsorgt werden. «Ich glaube, wir sind jetzt wirklich im Auslaufen dieses Fischsterbens», sagte der Minister.

Der Europaabgeordnete der Grünen, Sergey Lagodinsky, mahnte bei einem Besuch in betroffenen Gemeinden an der Oder, dass die politische Aufklärung der Umweltkatastrophe nicht vernachlässigt werden dürfe. Man müsse aus der Katastrophe für die Zukunft lernen. So müssten etwa Meldeketten zwischen Polen und Deutschland verbessert werden.

«Anstatt rückwärtsgewandter gegenseitiger Schuldzuweisungen müssen wir die deutsch-polnische Zusammenarbeit intensivieren, damit solch ein Unglück künftig durch Koordination und Kooperation schnell gemanagt wird», forderte Lagodinsky. (Quelle: dpa)