Neue trockenresistente Sorten stärken Brasiliens Rolle als Weizen-Produzent. Dabei ist unklar, ob die genveränderten Sorten die Probleme der Welt verkleinern oder vergrößern.
Das Jahr 2022 hat mit Dürre und Krieg einmal mehr gezeigt, wie verletzlich die Ernährungssicherheit der Welt ist. Brasilien versucht, seine Landwirtschaft zu stärken, um autarker zu werden und ein wichtiger Mitspieler am Weltmarkt zu bleiben. Eine Rolle spielt dabei die Gentechnik und die Ausweitung des Weizenanbaus in den Norden, den tropischeren Teil des Landes. Auch für deutsche Landwirte ist die Entwicklung wichtig. Zum einen war die Preise für die eigenen Produkte angeht. Und zum anderen wie sie zu trockenresistenteren Sorten kommen. Denn das wird auch für Weizenanbauer hierzulande immer wichtiger. Wichtige Rolle bei Soja und Mais, aber Weizen holt auf
Brasilien ist vor allem für die Produktion von Kaffee, Soja, Mais und Zuckerrohr bekannt. Im Süden gedeiht auch Weizen, allerdings sind die Erträge mit rund 2,6 Tonnen pro Hektar eher übersichtlich. Das Land ist immer noch ein Nettoimporteur von Weizen. Das Getreide stammt zum größten Teil aus Argentinien. So war Brasilien letztes Jahr das erste Land, das die Einfuhr von Mehl aus gentechnisch verändertem Weizen aus dem südlichen Nachbarland zugelassen hat.
Dennoch ist Brasilien auch in Sachen Weizen nicht zu unterschätzen. Der brasilianische Agrarattaché des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums prognostiziert eine brasilianische Weizenernte im Wirtschaftsjahr 2022/23 von 8,8 Millionen Tonnen und die Exporte auf 3 Millionen Tonnen. Schon in der vergangenen Saison gab es eine Rekordernte von 7,7 Millionen Tonnen.
Ausweitung der Anbauregion in die Savannen Brasiliens
Bislang ist Weizen vor allem im Süden des Landes gediehen. Doch da die Ernte dort in die Regenzeit im Oktober und November fällt, sind die Qualitäten nicht immer gut. Experten der brasilianischen Agrarforschungsanstalt Embrapa glauben, dass das Land innerhalb von zehn Jahren hinsichtlich des Weizens autark sein könnte. Schlüssel dazu ist ein Weizenanbau in den zentralen und nordöstlichen Savannenregionen.
Und dafür braucht es angepasste Sorten. Embrapa und Landwirte setzen etwa auf die Weizenvarianten BRS 264 und BRS 404. Sie wachsen auch in der tropischen Region. BRS 264 ist auf Bewässerung angewiesen und liefert beispielsweise einen Proteingehalt von bis zu 15 Prozent. BRS 404 kommt auch ohne zusätzliches Wasser zurecht.
Chancen und Risiken des brasilianischen Weizenanbaus
Embrapa sieht in Brasilien ein Potential von vier Millionen Hektar für den zusätzlichen Weizenanbau. Der Savannengürtel ist gut 200 Millionen Hektar groß. Für die Einwohner Brasiliens kann das bedeuten, dass beispielsweise Brot günstiger wird. Denn das Getreide müsste nicht mehr über weite Strecken aus dem Süden hin zu den Verbrauchern transportiert werden. Umweltschützer sehen die Ausweitung der Anbauregion dennoch kritisch. Denn der zusätzliche Wasserverbrauch könnte die trockenen Savannen zusätzlich belasten.
Auswirkungen auf deutsche Weizenproduzenten
Deutsche und europäische Weizenproduzenten könnte das kalt lassen. Brasilien kauft seinen Weizen zuvorderst aus Argentinien. Unter den wichtigsten Weizenabnehmern Brasiliens stehen Indonesien, Marokko und Pakistan. Die Schnittmengen sind gering. Doch spannend sind die Erfahrungen mit trockenresistenteren Sorten. Die nächste Dürre kommt bestimmt. (Quelle: proplanta)