London – Die nach dem Brexit ausgehandelten bilateralen Handelsverträge zwischen Großbritannien und Australien sowie Neuseeland sind am Mittwoch in Kraft getreten. Die britische Wirtschaftsministerin Kemi Badenoch pries das Inkrafttreten als «historischen Moment», der «Unternehmen landauf und landab ermöglicht, die Früchte unseres Status als unabhängige Handelsnation zu ernten». Die Abkommen mit Australien und Neuseeland sind die ersten neuen bilateralen Handelsverträge Großbritanniens seit dem Brexit, die nicht nur bereits existierende Vereinbarungen mit der EU ersetzen. Für viele britische Waren fallen in beiden Ländern nun keine Importzölle mehr an. Erleichterungen gibt es auch beim Handel mit Dienstleistungen und bei der Visavergabe für langfristige Aufenthalte. Vor allem in der britischen Landwirtschaft werden die Vereinbarungen aber kritisch gesehen. Nach einer Übergangsphase sollen alle Zölle und Steuern für Lamm- und Rindfleischimporte nach Großbritannien wegfallen. Britische Landwirte fürchten, dass sie gegen die Konkurrenz der sehr viel größeren Betriebe in Australien und Neuseeland das Nachsehen haben werden. Zudem sorgen sie sich um Qualitätsstandards.
Darüber hinaus gilt es als zweifelhaft, ob sich die Abkommen wirtschaftlich rechnen. Selbst nach Berechnungen der Regierung soll beispielsweise das Abkommen mit Australien langfristig bis 2035 nur 0,08 Prozent Wirtschaftswachstum bringen. Selbst der eingefleischte Brexit-Befürworter und frühere Umweltminister George Eustice von der konservativen Regierungspartei kritisierte Großbritannien habe «zu viel für zu wenig hergegeben». (Quelle: dpa)