Düngermarkt Preise bleiben volatil

Steigende Erdgaspreise ziehen die Forderungen deutlich nach oben 2023 fehlt in Europa rund ein Drittel der Harnstoffproduktion.

„Nach wie vor befinden sich die Düngerpreise auf einem hohen Niveau. Gleichzeitig sind im Jahresvergleich die Preise für Ackerprodukte deutlich gestiegen. Da die Märkte aber sehr volatil sind, ist es für Bäuerinnen und Bauern schwierig, Kauf- und Verkaufsentscheidungen zu treffen. Wir haben alle keine Glaskugel, wollen jedoch eine Orientierungshilfe für betriebliche Entscheidungen bieten“, so Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ). Daher lud die LKÖ fünf Experten ein, die beim Dünger-Webinar rund 800 Teilnehmern Einblick in die Zusammenhänge und Entwicklungen beim Düngerpreis gaben, und zeigten, wie es künftig mit der Verfügbarkeit bei Düngemitteln aussehen könnte.

Düngemittel effizient einsetzen

Moosbrugger betonte auch, wie wichtig praktikable Rahmenbedingungen sind. „Auf politscher Ebene tun wir unser Bestes, um die Produktion und die Versorgungssicherheit abzusichern. Völlig realitätsferne Vorstellungen auf europäischer und nationaler Ebene konnten wir vielfach abwehren. Manche Pläne gerade im Umweltbereich werden uns allerdings fordern. Der Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln muss jedoch weiter möglich sein, um ausreichende Erträge zu erwirtschaften. Nichtsdestotrotz gilt es, Dünger und Pflanzenschutzmittel effizient einzusetzen. Das dient Umwelt und der eigenen Geldbörse“, so Moosbrugger.

Insgesamt sind die Düngemittelkäufe im Wirtschaftsjahr 2021/22 stark zurückgegangen. Das berichtete Marcus Kuera, Abteilungsleiter Internationaler Agrar- und Handelspolitik im Landwirtschaftsministerium. „Die heimischen Bäuerinnen und Bauern haben 10 Prozent weniger Stickstoff, 33 Prozent weniger Phosphor und 50 Prozent weniger Kali eingekauft. Der Grund ist der massive Anstieg der Preise um das Zwei- bis Dreifache. Derzeit ist zwar ein leichter Abwärtstrend bei den Düngerpreisen zu sehen, sie befinden sich aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau“, erklärte Kuera.

Höhere Forderungen im Frühjahr erwartet

Da die Düngemittelproduktion stark mit dem Gaspreis verbunden ist, stellt der Ukrainekrieg die Düngerhersteller vor eine große Herausforderung. Harald Lindner, Analyst in der Marktforschung, und Wolfgang Höfler, Verkaufsleiter für Zentraleuropa, beide von der Borealis Group, skizzierten den Zusammenhang der Erdgaspreise mit den Stickstoffpreisen. „Steigende Erdgaspreise ziehen den Düngemittelpreis deutlich nach oben. Düngerproduzenten mit einer schlechten Energieeffizienz und Harnstoff-Fokus mussten zeitweilig oder gänzlich die Produktion einstellen. Gleichzeitig drosselt die Industrie die Produktion, wenn wenig Dünger gekauft wird. Auf Lager zu produzieren, ist zu teuer und zu riskant“, so Lindner. Borealis musste die Produktion zwar nicht einstellen, allerdings schätzt Lindner, dass im Wirtschaftsjahr 2022/23 ein Drittel (etwa 1,8 Mio. t) der europäischen Harnstoffproduktion fehlen könnte. „Im Frühjahr rechnen wir mit einer knappen Versorgung und somit mit einem neuerlichen Anstieg der Düngemittelpreise“, erklärte er.

Höfler ergänzte, dass die günstigeren Preise im Oktober und November eine höhere Nachfrage bei Düngemitteln ausgelöst haben. „Vor allem Phosphor und Kali sind jetzt in den Lagerhäusern nur noch in geringen Mengen vorhanden. Im Frühjahr rechnen wir damit, dass diese Dünger nicht überall oder erst spät geliefert werden können“, erklärt er. Gleichzeitig erwartet er bei Phosphor und Kali stabile Preise bei der Frühjahrsdüngung.

Betriebsmitteleinsatz optimieren

Wie sich die hohen Düngerpreise heuer auf die landwirtschaftliche Produktion ausgewirkt haben, beleuchtete Gerald Biedermann von der LK Niederösterreich: „Trotz der höheren Kosten bei Betriebsmitteln konnten die Landwirtinnen und Landwirte teilweise gute Erlöse erzielen, da auch die Erzeugerpreise gestiegen sind. Vor allem bei Zuckerrübe waren in diesem Jahr hohe Deckungsbeiträge möglich. Bei allen Kulturen war der Einsatz von Düngemitteln trotz hoher Kosten betriebswirtschaftlich betrachtet sinnvoll, vorausgesetzt es hat genug geregnet“, erklärte Biedermann. Er rät, den Einsatz der Betriebsmittel weiterhin zu optimieren und die Leistungspotenziale der Kulturen zu nutzen. „Sparen Sie nicht am falschen Platz, sondern bringen Sie Düngemittel bedarfsgerecht aus. Das gilt nicht nur für den Ackerbau. Auch im Grünland ist es wirtschaftlich, bedarfsgerecht zu düngen, um später kein Futter zukaufen zu müssen. Denn auch die Preise für Siloballen werden steigen“, so Biedermann. In diesem Zusammenhang sieht er vor allem beim optimalen Einsatz von Wirtschaftsdünger noch viel Potenzial.

Er bemerkte auch, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nach Schadschwellen und integriert erfolgen sollte. Bei den Arbeitsgängen gibt es ebenso Sparpotenzial, wenn es um Notwendigkeit, Bearbeitungstiefe sowie Effizienz bei Traktor und Geräten geht. „Wichtig ist jetzt mehr denn je, Aufzeichnungen zu machen und einen Liquiditätsplan zu entwickeln. Wer jetzt einen guten Puffer hat, sollte sich diesen bewahren, um mögliche Preisabfälle in der Zukunft ausgleichen zu können. Außerdem ist eine gewisse Vorratshaltung bei notwendigen Betriebsmitteln sinnvoll“, so Biedermann.

Damit Bauern im Jahr 2023 besser planen und die Wirtschaftlichkeit abschätzen können, hat der LK-Experte die Preise diverser Betriebsmittel analysiert. Dabei erklärte er, dass sich der Preis für Stickstoff von einem Maximalwert von 3,25 aktuell wieder bei 2,65 €/kg N eingependelt hat. Der Preis für Phosphor konnte sich auf einem Niveau von 1,30 €/kg P2O5 halten, während der Preis für Kali von 1,30 auf 1,60 €/kg K2O gestiegen, aber aktuell leicht rückläufig ist. Beim Preis für Pflanzenschutzmittel rechnet Biedermann im kommenden Jahr mit einem leichten Anstieg. Bei Saatgut erwartet er ebenso eine leichte Preissteigerung, wobei bei Mais der Anstieg am höchsten sein könnte. Die Treibstoffpreise sollen seinen Schätzungen zufolge hingegen wieder sinken. Getreide in mehreren Chargen verkaufen  Warum die Getreidepreise stark gestiegen sind, erklärte Ernst Gauhs, Börse für landwirtschaftliche Produkte und Coceral Brüssel. „Seit 2016/17 sinken die globalen Endbestände bei Getreide und haben 2022/23 einen neuen Tiefpunkt erreicht. Durch den Ukrainekrieg und Trockenheit konnte heuer zusätzlich weniger Getreide geerntet werden. Dadurch sind die Endbestände deutlich geschrumpft, liegen aber noch über der kritischen Grenze von 20 Prozent. Gleichzeitig steigt auch der Verbrauch bei Getreide an. Somit befinden sich die Märkte auf unsicherem Terrain, was starke Preisschwankungen zur Folge haben kann. Selbst Gerüchte über die Schließung der Schiffsroute über das Schwarze Meer lässt die Getreidepreise plötzlich steigen“, so Gauhs.

Viele Produzenten verfolgen das Ziel, den optimalen Verkaufszeitpunkt zu treffen, um den Maximalpreis zu erzielen. Jedoch ist dies sehr riskant und meist nicht von Erfolg gekrönt. Der Rat von Ernst Gauhs: „Verkaufen Sie in mehreren Chargen. So können Sie langfristig die besten Preise erzielen.“. (Quelle: proplanta)